Donnerstag, 11. Januar 2018

A Ghost Story - Review

A Ghost Story ist ein Film an dem sich, wie ich finde, die Geister scheiden werden (wörtlich).



Zunächst einmal ist zu sagen dass es sich hier um einen eher kleinen Arthouse Film handelt. Es ist je nach Wohnort fast schwer ein Kino zu finden, das diesen überhaupt zeigt.
Dass es sich um ein künstlerisch motiviertes Projekt handelt, merkt man auch schon beim Trailer. Denn der Film kommt im 4:3 Format mit leicht kriseligem Look. Man fühlt sich quasi die ganze Zeit wie bei Instagram (nur mit weniger Product Placements).
Wie speziell der Film dann allerdings tatsächlich ist, merkt man erst wenn man ihn sich ansieht.






Die Story ist schnell zusammengefasst:

Ein junges Pärchen das zusammen lebt, er verstirbt, kehrt als Geist zurück und begleitet sie in ihrer Trauer.
Die Dialoge des Films lassen sich wahrscheinlich auf einer DIN A4 Seite zusammenfassen, denn es ist ein sehr ruhiger Film.
Inhaltlich geht es um Leben, Liebe, Zeit und Trauer. Große Themen, aber ob die Umsetzung gelingt ist die Frage. Ich habe von Leuten gehört die den Film grandios fanden, sowie denen die gar nichts damit anfangen konnten. Ich selbst bewege mich zwischen diesen beiden Gruppen.


Eine Sache die mich persönlich häufig an vielen Arthouse Stoffen stört, ist wie diese durch langes nichts passieren scheinbar ihrer unglaublichen Bedeutungslastigkeit Ausdruck verleihen wollen.
Auch A Ghost Story tut das und treibt es auf ein absurdes neues Level.

Ruhige Sequenzen ohne Dialoge oder Musik können, clever platziert, durchaus sinnvoll sein und natürlich ist es schön mal nicht so hektische Filme ohne brutal schnelle Schnitte zu sehen.
Aber in diesem Film gibt es die berüchtigte Kuchen Szene, die wohl jeder der über diesen Film spricht erwähnen wird und die den Zuschauer entweder bricht oder fasziniert.
In besagter Szene sehen wir in einer einzigen Kameraperspektive, ohne Schnitt oder Bewegung der Hauptdarstellerin beim Essen eines Kuchens zu was sich auf etwa 5-6 Minuten erstreckt. Sonst passiert da nichts.

Erst denkt man sich nichts dabei. Dann:

oh, das dauert aber lang.
...
es dauert wirklich lang.
...
ok wow das ist lang.
...
passiert noch was?
...
ok mal drauf einlassen, es muss ja einen Sinn haben
...
Ernsthaft wann ist das zu Ende?

Diese Szene zeigt das Leiden der Figur und lässt den Zuschauer auf diese Weise mitleiden. Man kann da großes hineininterpretieren, warum das ein absolut genialer Einfall sei die Kamera einfach mal 5 Minuten laufen zu lassen, aber ich persönlich habe dadurch keinen besonderen Mehrwert erfahren. Es war einfach nur sehr mühsam was auch der Rest des Films in großen Teilen war. Diese Szene treibt es lediglich auf die Spitze und hätte, wenn man denn der Überzeugung ist sie sei genial, auf der Hälfte der Zeit oder weniger genauso gut funktioniert.

Ansonsten kann der Film durchaus emotional berühren. Das weiß ich weil ich es von vielen Menschen gehört habe, ich persönlich gehöre aber zu denen die er nicht wirklich berührt, oder emotional erreicht hat.
Obwohl ich mich auf einen sehr speziellen Film eingestellt habe, war es mir im Endeffekt doch zu mühsam sich das anzusehen, weil es sehr gegen unsere normalen, nicht zuletzt vom Mainstream Kino geprägten, Sehgewohnheiten voller schneller Schnitte und dicht gepackter Handlung stößt und auch nicht viel hinter der großen "GUCK MAL, ICH BIN KUNST!!!!" Fassade steckt.
Der ruhige vibe des Films hat hier für mich nicht wirklich funktioniert, da ich nicht recht zu den Charakteren durchdringen konnte.

Die These des Films zum Thema Tod ist im Grunde interessant, aber in einigen Momenten etwas plump, merkwürdig und nicht ganz konsequent durchgesetzt.
Langfristig hat der Film bei mir nicht wirklich viel hinterlassen. Habe ihn vor einigen Wochen gesehen und musste seitdem nicht mehr allzu viel darüber nachdenken.

Aber kommen wir mal zum Fazit und auch den positiven Aspekten des Films.
Schauspielerisch ist das ganze sehr schön und auch der Look hat mir persönlich gefallen. Man kann streiten ob 4:3 mit Rahmen jetzt so notwendig war, oder doch eher albern gewollt künstlich wirkt, aber auch davon abgesehen hat er schöne Aufnahmen. Auch der Ansatz gefällt mir gut, das ganze hätte als Kurzfilm von 15-30 Minuten aber wahrscheinlich deutlich besser (wenn nicht sogar sehr gut) funktioniert.

Insgesamt kann man nicht oft genug sagen wie gewöhnungsbedürftig dieser Film ist.
Bei mir reicht es nicht für mehr als 5.4/10 Punkten.

Aber schaut ihn euch selbst an und bildet euch eure eigene Meinung.